Mittwoch, 20. Januar 2016

"Andere Backe hinhalten"


Beim Blogger "Anders" von "euro-med" gab es eine interessante Diskussion zur Bergpredigt, in der "Anders" wieder einmal zeigte, dass er die Verse nach seinem Gusto auslegt. "Anders" meint doch wortwörtlich: "Tatsächlich hieb Petrus dem Diener, Malkus, des Hohen Priesters ein Ohr ab. Christus stoppte das Gefecht, weil er sah, die Übermacht war zu gross. Und er wollte das Leben der Jünger nicht riskieren – denn dann wäre seine Botschaft auch gestorben."

"Anders" ist ja der, der meint nicht zu interpretieren, aber seine Interpretation ist falsch: "Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert und schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn alle, die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert umkommen." (Matthäus 26:51+52)

Also, wer mit dem Schwert angreift, der wird mit dem Schwert umkommen. Wir sollen sicher nicht angreifen, denn das wurde früher mit Todesstrafe bestraft. Heute wäre ein Ohr-Abhacken eine schwere Körperverletzung. Petrus, der hier das Ohr abhaut, hat die Bergpredigt nicht verstanden.  

Überhaupt lehrte uns Jesus, wenn wir verfolgt werden, so sollen wir fliehen, aber es kommt eben die Zeit, wo man nicht mehr fliehen kann, aber das ist ein anderes Thema, da sind wir wieder in der Endzeit, wo es eben kein Entfliehen mehr gibt, sondern nur noch die Errettung.

Die Bergpredigt gibt eine klare Lehre, wie wir uns als Christen verhalten sollen. Damit habe ich jetzt nicht geschrieben, dass ich in jeder Situation eine Vorzeige-Christin bin, nein, die bin ich nicht oder noch nicht. Ich versuche zwar öffentlich nicht zu beschimpfen, aber wenn einer nachweislich ein Dummkopf ist, dann ist das eine Tatsache und keine strafbare Beschimpfung, trotzdem sollte ich da als Christin gemächlicher sein, es gelingt mir nicht immer. Im privaten Bereich kann ich zwischendruch diesen Polit-Hochverrat mit den barbarischen Folgen von Mord, Totschlag und Vergewaltigung fast nicht ertragen, als zwischenrdurch mit Schimpfen Dampf abzulassen.

Nun Jesus lehrt in der Bergpredigt, dass wir das Salz und das Licht der Erde sind, dass wir sanftmütig, friedlich und gerecht sein sollen, den Glaubens-Bruder nicht mit "Nichtsnutz oder Narr" beschimpfen und einer bösen Person nicht widerstehen sollen. Jesus lehrt uns in dieser Predigt noch vieles mehr, aber ich möchte den folgenden Vers analysieren:

Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deinen rechten Backen schlägt, so biete ihm auch den andern dar;
(Matthäus 5:39)

In diesem Teil der Lehre geht Jesus auf die Gerichtbarkeit ein, dass es eben nicht mehr heisst: "Zahn um Zahn, Auge um Auge". Damit will uns Jesus sagen, dass wir nicht Selbstjustiz ausüben sollen, sondern eine schwere Straftat dem Richter vorlegen. Aber eine leichte Straftat wie eine Ohrfeige sollen wir hinnehmen und nicht etwa zurückschlagen, im Sinne von "wie du mir, so ich dir". Wir sollen nicht Rache ausüben, wie das in der Zeit vor Christus üblich war.

Wenn man die heutigen Strafgesetze betrachtet, darf einer, der geschlagen wird, gar nicht zurückschlagen. Er wird auch zum Täter, obwohl er nicht zuerst schlug, wobei es dann eben zu einem aussergerichtlichen Vergleich kommt. So regelt es heute die Gerichtspraxis. Einer, der beschimpft wird, darf nicht zurückschimpfen, denn das erlaubt ein Gesetz nicht. Das ist das, was uns Jesus mit "andere Backe hinhalten" lehrt.

Wir dürfen andere bei Fehlverhalten zurechtweisen und gerecht kritisieren, wir dürfen Fehlverhalten beurteilen, ermahnen, aber nicht beschimpfen. Also, wenn ein anderer eine leichte Straftat gegen mich verübt, so darf ich nicht auch eine leichte Straftat als Retourkutsche (Rache) machen. So ist es. Ich darf die Straftat anzeigen, aber die Retourkutsche ist nicht straffrei.

Hingegen ist bei einer schweren Straftat Notwehr erlaubt, aber die Notwehr muss verhältnismässig sein. Ich darf auch hier nicht übermässig zuschlagen, wenn der Täter flieht, darf ich nicht hinterher rennen, dem noch eins aufs Dach geben, da würde ich zum Täter.

Die Bibel ist auch ein Gesetzesbuch und Jesus sagte ja, dass ein anderes Volk die Frucht erbringen wird, das heisst unsere Strafgesetze sind im Sinne von Jesus. Das ist schon einmal ein Erfolg !!! 

Anmerkung
Ich möchte noch anmerken, dass es in der Berpredigt nicht um das Verhalten in einer Kriegssituation geht. Wenn ein christliches Volk oder Nation kriegerisch angegriffen wird, dann gilt kriegerische Verteidigung. Nur sollten die christlichen Krieger nicht zu Barbaren werden. So sagte Johannes der Täufer: "Es fragten ihn aber auch Kriegsleute und sprachen: Und was sollen wir tun? Und er sprach zu ihnen: Misshandelt niemand, erhebet keine falsche Anklage und seid zufrieden mit eurem Sold!" (Lukas 3:14)